Sehenswertes im Innern der Stadtpfarrkirche St. Nikolaus
Öffnungszeiten:
(April - Oktober)
St. Nikolaus: Mo - Sa 9 - 18 Uhr
St. Johannis: 8 - 18 Uhr
Der Altarraum
Eine Besonderheit der St. Nikolauskirche in Baiersdorf stellt der imposante Kanzelaltar dar. Unter kirchengeschichtlichen Gesichtspunkten ist die Entstehung solcher Kanzelaltäre interessant. Sie finden sich in den markgräflichen protestantischen Kirchen und betonen nach dem Verständnis Luthers die Gleichwertigkeit von Wort und Sakrament. Die Bedeutung des Wortes wird hierin also deutlich in Szene gesetzt. Hervorgehoben wurde diese Gleichstellung auch noch dadurch, dass sich der Taufstein lange Zeit direkt vor dem Altar befand, um die Zusammengehörigkeit von Taufe, Abendmahl und Predigt darzustellen. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Kanzelaltar eingebaut, wobei dafür die ältere Renaissancekanzel, das Abendmahlsrelief und die Figuren des Mose und des Johannes verwendet wurden.
Das vorreformatorische Abendmahlsrelief über dem Altartisch entsprach auch einem theologischen Rat Luthers an die Gemeinden. Luther wollte durch die bildliche Darstellung des Abendmahls am Altar dieses Sakrament ebenfalls deutlich unterstreichen. Das Relief - eines der bedeutendsten Kunstwerke der St. Nikolauskirche - stammt aus der Zeit um 1510.
Auf der Kanzel aus der Renaissance finden sich kunstvoll geschnitzte Holzfiguren der vier Evangelisten. Die Bildnisse der Evangelisten werden von ihren Tiersymbolen im Hintergrund begleitet. Eingesetzt ist die Kanzel zwischen zwei weinumrankten gedrehten goldenen Holzsäulen. Diese Säulen verdecken die Bildnisse der beiden Evangelisten Matthäus und Johannes an den Seiten der Kanzel beinahe vollständig. Vor dem Einbau in den Altar befand sich diese Kanzel an der Nordwand des Kirchenschiffes.
Links und rechts der Säulen stehen unter traditionell goldfarbenen barocken Bögen zwei Holzfiguren. Zur Linken Moses mit den beiden Gesetzestafeln, und zur Rechten Johannes der Täufer mit einem Kreuz und einer Bibel, auf der ein Lamm liegt. Die Darstellung des Täufers weist noch eine Besonderheit auf. Sie trägt einen Lendenschurz aus Fell, an dem man den Kopf und die Hufe eines Ziegenbocks erkennen kann: wahrscheinlich ein Hinweis auf den Sündenbockritus am großen Versöhnungstag im alten Israel. In Baiersdorf setzte man sich also mit den dort ansässigen Juden auch theologisch auseinander. Das Alte Testament als Wurzel des Christentums wurde nicht wie in vielen unterschiedlichen christlichen Strömungen vergessen, sondern vergegenwärtigt.
Oberhalb des Kanzelbogens hebt Gott-Vater seine rechte Hand zum Segen, und hält in der Linken die Weltkugel als Zeichen seiner Herrschaft und seines Schutzes über die Schöpfung. Zwei Engel tragen jeweils ein Wappenschild (das Württembergische und das Brandenburger Zollernwappen) und einen Palmzweig. Über diesen Figuren ist eine Taube im Strahlenkranz angebracht, das Symbol für den Heiligen Geist.
An der Spitze des Kanzelaltars triumphiert der auferstandene Christus mit der Siegesfahne in der Hand, wodurch die Kirche ihr österliches Erscheinungsbild gewinnt. Man könnte diese triumphierende Christusskulptur als Verwirklichung der Verheißung im Johannesevangelium sehen: Aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen (Joh 16,22).
An der Südwand des Chorraums befindet sich eine Holzplastik der Maria Magdalena in lebendiger Bewegung und einem ausdrucksstarken Gesicht. Diese Figur geht auf die Zeit um 1500 zurück und gehörte wahrscheinlich zu einer Kreuzigungsgruppe.
Als weiteres Kunstwerk im Inneren der Kirche ist das oberhalb des Chorbogens hängende spätgotische Kruzifix hervorzuheben. Die Entstehungszeit lässt sich etwa auf einen Zeitraum um 1520/30 datieren.
Am linken Chorpfeiler ist ein kunstvoll verziertes barockes Vortragskreuz von 1718 angebracht.
Ein Taufengel aus der Zeit um 1900 steht rechts neben dem Altar.
Die Emporenmalerei
Ihre bedeutendste Renovierung erfuhr die St. Nikolauskirche in den Jahren ab 1670 unter Dekan Heinrich Arnold Stockfleth. Neben dem Einbau der Emporen widmete sich Stockfleth auch der bildlichen Ausgestaltung des Gotteshauses. Er verfasste ein detailliertes theologisches Programm für die Malereien an der ersten Empore. Von den ursprünglich zwanzig Bildern sind heute noch neunzehn Gemälde an der Empore zu sehen. Angefertigt wurden diese Gemälde vom Kulmbacher Kunsthandwerker Johann F. Pippig größtenteils nach der Vorlage von Matthäus Merians Kupferstichen. Obwohl im Vergleich zur ursprünglichen Aufhängung zwei Bilder vertauscht sind (Bild 10 und 15), ist die Abfolge des Stockflethschen Entwurfs noch deutlich erkennbar.
Die Einführung in das Programm der Emporenmalerei bildet das einzige Bild mit alttestamentlichem Inhalt: die Paradiesszene. Das Thema dieses Bildes zieht sich wie ein roter Faden durch den gesamten Zyklus und könnte daher die Überschrift „Gott ruft den Sünder” über die gesamte Bildfolge stellen. Da der Mensch in der vertrauensvollen Hingabe an Gott und in seinem Bekenntnis zum Heilswerk Jesu Christi diesem Ruf folgt und so vor Gott gerecht wird.
Hier sollen exemplarisch lediglich zwei Bilder näher beschrieben werden.
Bild II-18 und II-19 weisen die gleiche, eindrucksvolle Typologie auf.
Jesus wird ins Grab gelegt (II-18). Als alttestamentlichen Bezug wurde Jona in den Hintergrund eingemalt, als er vom Fisch verschluckt wird (Jona 1).
Doch Jesus bleibt nicht in seinem Grab. Er wird wieder zum Leben erweckt (II-19). Auch Jona ist im Bauch des Fisches nicht verlassen. Als er sich Gott wieder zuwendet, wird er vom Fisch wieder ausgespuckt (Jona 2). Der Gläubige bleibt dem Tod nicht ausgeliefert, denn Gott selbst hat den Tod für alle Zeiten besiegt.
Durch den Einbau der Kanzel in den Altar, unter Dekan Poetzinger 1751, konnte die Empore auf der Nordseite bis zum Chor hin verlängert werden. Zu diesem Zeitpunkt fehlte offenbar schon das Verständnis für die Geschlossenheit des Stockflethschen Emporenzyklus. So wurde das Himmelfahrtsbild von der Empore entfernt und insgesamt sechs weitere Bilder (ohne Typologien) zugekauft.
Das ursprüngliche Himmelfahrtsbild hängt heute konserviert im Chorraum, und gibt einen Eindruck von der ursprünglichen Farbgebung der Emporenbilder.
Die Orgel
Auf der zweiten Empore befindet sich die Orgel der Nikolauskirche. Der Prospekt stammt aus dem Jahr 1753 und trägt über den mittleren Orgelpfeifen eine kleine Figur des Heiligen Nikolaus, dem Namenspatron der Kirche (es ist eine Seltenheit für protestantische Kirchen, dass sich ein Bildnis des Namenspatrons in der Kirche befindet).
Über den äußeren Orgelpfeifen befinden sich zwei Wappen: zur Rechten das Baiersdorfer Stadtwappen - hier allerdings in falscher Farbgebung: rot/weiß anstatt silber/schwarz - und zur Linken der Brandenburger Adler.
In dieses Gehäuse wurde 1973 eine neue Orgel mit 25 Registern aus der Orgelbauerwerkstatt Hoffmann eingebaut.